Schwarze Löcher, CERN und das Buch „Joseph-Der Weg zum Graal“

Gespräch mit dem Autor Wolfgang Wallner-F.

Am 10. September 2008 wurde im Kernforschungszentrum CERN in Genf der erste Protonenstrahl durch einen 27 Kilometer langen Tunnel geschickt. Damit wurde der Teilchenbeschleuniger LHC (Large Hadron Collider) offiziell in Betrieb genommen.
Neben positiven Meldungen über dieses Forschungsprojekt gab es auch Befürchtungen, dass bei Teilchenkollisionen sogenannte „Schwarze Löcher“ entstehen, die nach und nach alle Materie und damit die Erde verschlingen könnten.

Der kleine oberösterreichische jbl-literaturverlag hat vor einiger Zeit das Buch „Joseph-Der Weg zum Graal“ herausgebracht, in dessen Anhang der Autor über Weltansichten schreibt, die auf den neuesten quantenphysikalischen Erkenntnissen basiert.
Aus diesem Anlass ist Ferdinand Niehammer mit Hilfe des Autors der Frage nachgegangen, was es mit Schwarzen Löchern auf sich hat.

Ferdinand Niehammer: Hallo Wolfgang. Was sind eigentlich diese „Schwarzen Löcher“?
Wolfgang Wallner-F:
Hallo Ferdinand!
Vereinfacht ausgedrückt, ist ein Schwarzes Loch eine astronomische Realität, deren Anziehungskraft so hoch ist, dass ein Objekt, das diesem Schwarzen Loch entfliehen will, eine Geschwindigkeit erreichen müsste, die höher als die Lichtgeschwindigkeit wäre.
Das hört sich ja nicht so spektakulär an. Aber nach Einstein gibt es nichts im Weltall, das schneller wäre als die Lichtgeschwindigkeit. Dies deshalb, da zu dessen Antrieb unendlich viel Energie verwendet werden müsse und „unendlich“ viel Energie kann es nicht geben.
Es ist also die Anziehungskraft so groß, dass nicht einmal Licht ein Schwarzes Loch verlassen kann, deshalb ist es eben schwarz.
Was für unser Gespräch wichtig sein wird: Die ganze Masse des Schwarzen Loches ist in einem Punkt (bei rotierenden Schwarzen Löchern in einem Ring) OHNE AUSDEHNUNG konzentriert.

Niehammer: Kann es tatsächlich sein, dass dieser CERN-Teilchenbeschleuniger ein Schwarzes Loch erzeugt, in dem die Erde verschwindet?
Wallner-F.: Dieser Teilchenbeschleuniger erzeugt Kollisionen von Teilchen, aus deren Spuren Wissenschaftler Schlüsse über den Ursprung und Zustand der Welt ziehen. Doch gibt es diese Kollisionen, die bei CERN künstlich erzeugt werden, in ähnlicher Form dauernd in der Natur. Theoretisch könnte ein so stabiles und starkes Schwarze Loch jederzeit in meiner Nachbarschaft entstehen. Übrigens liegt meines Wissens das Hauptaugenmerk der Physiker bei CERN in der Entdeckung von Teilchen (Higgs-Boson), die die „String-Theorie“ stützen würden und damit eine Grundlage für eine „Große vereinheitlichende Theorie“ bilden könnte. Darüber werden wir aber hier nicht sprechen.

Niehammer: Was wären die Folgen? Müsste man sich da zu Recht fürchten?
Wallner-F.: Ich muss zu unserer weiteren Diskussion das Wort „EREIGNISHORIZONT“ einführen. Das ist die Grenze, ab der keine Information mehr zu einem irgendwo außerhalb des Ereignishorizonts befindlichen Beobachter gelangen kann.
Für diesen kommt es zu einigen Besonderheiten bei einer Beobachtung des Schwarzen Lochs: Es dauert unendlich lange, bis ein Objekt in das Schwarze Loch hineinfällt! Unendlich bedeutet tatsächlich unendlich! Der Beobachter würde nie verfolgen können, dass ein Gegenstand oder auch eine Energie im Schwarzen Loch verschwindet!

Niehammer: Und wie geht es dem Raumfahrer, der in ein Schwarzes Loch fällt?
Wallner-F.: Er nähert sich dem Ereignishorizont in immer größerer Geschwindigkeit, bis er letztlich Lichtgeschwindigkeit erreicht. In räumlicher und zeitlicher Hinsicht müsste ein Beteiligter selbst, der durch den Ereignishorizont hindurch fällt, nichts Besonderes bemerken. Es gab ja schon Experimente mit bewegten Körpern (Flugzeugen) die Einsteins Relativitätstheorie bestätigten, dass in bewegten Körpern die Zeit RELATIV zu einem unbewegten Beobachter langsamer vergeht. Ein Insasse eines solchen Flugzeuges merkt davon aber nichts, auch wenn seine „biologische Uhr“ ebenso relativ zu dem auf der Erde befindlichen Zwillingsbruder sich verlangsamt und er langsamer altert.
Ich teile nicht Stephen Hawkins Meinung, dass der Raumfahrer da unendlich verdünnisiert wird. Aber ich bin natürlich kein Physiker.

Niehammer: Und wenn er – hoffentlich unbeschadet – drinnen landet?
Wallner-F.: Im Schwarzen Loch herrscht eine physikalische Singularität, die Krümmung der Raumzeit (Raumzeit ist in der Relativitätstheorie die Vereinigung von Raum und Zeit zu einer einheitlichen vierdimensionalen Struktur) wird an dieser Stelle unendlich groß.
Das bedeutet, Masse und Raumzeit fallen in einem einzigen „mathematischen Punkt“ zusammen mit keiner Ausdehnung aber extrem hoher Dichte zusammen. Ein mathematischer Punkt ist eine wissenschaftliche Annahme. Tatsächlich hat ein sichtbarer Punkt Ausdehnungen, Höhe, Breite und Länge, sonst wäre er nicht sichtbar. Singularität ist nun ein solcher „mathematische Punkt“, denn ihm fehlen die Ausmaße, er ist nicht sichtbar, hat keine Dimensionen.
Da im Schwarzen Loch kein Raum existiert, braucht das Licht keine Geschwindigkeit, um diesen (nicht vorhandenen) Raum zu durchmessen. Die Folge davon: ES GIBT KEINE ZEIT! Unabhängig davon, ob es dort noch eine Lichtgeschwindigkeit gäbe oder nicht. Da es keine Zeit gibt, geschieht in einem Schwarzen Loch auch nichts. Denn ein Geschehen erfordert eine Entwicklung, die Zeit benötigt. Das bedeutet nicht, dass es dort keine Zustände gäbe. Ein Beobachter von außerhalb, könnte er den Inhalt eines Schwarzen Loches sehen, würde aber alle Zeiten auf einmal bemerken können. Das ist aber „nur“ theoretisch (das Licht verlässt ja das Schwarze Loch nicht), hat aber einige Auswirkungen im Buch „Joseph-Der Weg zum Graal“.

Niehammer: Haben wir über Ähnliches nicht schon mal gesprochen?
Wallner-F.: Ja, im Gespräch über die „Viele-Welten-Theorie“ und dem Zustand „vor“ dem Urknall. Das ist mit einiger Wahrscheinlichkeit ein vergleichbarer Zustand zu einem Schwarzen Loch.
Wenn die Urknalltheorie annähernd der Realität entspricht, entstand das Universum aus Etwas, was keine Ausdehnungen hatte. Damit aber auch keine Zeit, denn ohne Raum gibt es Zeit nicht.
Aus diesem Grund ist es auch ziemlich verwirrend, wenn man fragt, was vor dem Urknall war.
Ein Vorher gab es nicht. Zeit entstand erst mit dem Raum.
Hier taucht die Frage nach dem „lokalen Realismus“ Einsteins auf, denn dieses Etwas war mit ziemlicher Sicherheit ein geschlossenes System. Da kam nichts dazu und nichts weg. Woher auch, wenn wir keinen Gott bemühen wollen?
Wenn nun im Moment des Urknalls das Universum keine Ausdehnungen hatte, war Alles in diesem „Etwas“ enthalten.
Aber es kam zu einer Änderung.
Materie entstand. Wahrscheinlich aus Energie.

Niehammer: Das sagtest Du damals schon. Wollen wir Teile des Gesprächs hier wiederholen?

Wallner-F.: Ich denke, das könnte aufhellend sein. Wiederholen wir hier also Teile davon.

Zu Ängste, die vielleicht wegen der eventuellen Herstellung von Schwarzen Löchern durch den Teilchenbeschleuniger der CERN entstanden: Wie vorher gesagt, es handelt sich um physikalische Vorgänge, die jederzeit und überall entstehen können. Solche Schwarze Löcher sind in der Regel aber äußerst unstabil und zu schwach um eine tatsächliche Gefahr darzustellen, sollten sie entstehen. Und aus dem oben Gesagten können wir annehmen, dass wir eine Reise über den Ereignishorizont eines Schwarzen Loches gar nicht merken würden. Im Inneren aber vergeht keine Zeit, auch keine auf biologischen Uhren. Das bedeutet meiner Meinung nach, dass es keinen Stoffwechsel geben kann, wir würden einen solchen Übergang aber nicht merken. Wie es mit unserem Bewusstsein aussieht, ist eine andere Frage, nämlich eine philosophische. Darüber habe ich im Anhang zum Buch „Joseph-Der Weg zum Graal“ einiges geschrieben. Diese Gedanken und weitere können auf der Internetpräsenz zum Buch nachgelesen werden: http://joseph.wolfgangwallnerf.com


Relevante Ausschnitt aus dem Gespräch über die „Viele –Welten-Theorie“:

Wallner-F.: Also, damals argumentierte ich so:

Die Debatte um die Quantentheorie vor 1980 (damals war es noch eine Theorie) interpretierte, dass entweder die Quantentheorie nicht richtig oder vollständig sei, oder aber die Welt nicht in separierbare Elemente der Realität zerlegt werden kann.
Dies auf Grund des Gedankenexperiments von Einstein, Podolsky und Rosen, dem EPR-Paradoxon.
Es ging hier um einen „lokalen Realismus“, den diese Physiker vertraten. Das ist nun etwas schwierig, dies exakt und kurz zu erklären.
Es gibt beschreibbare „Naturgesetze“, die sich in Ursache und Wirkung äußern. Zum Beispiel, befinden sich zwei Objekte in einem Raum weit von einander entfernt, dann kann ein äußerer Einfluss auf ein Objekt keinen direkten Einfluss auf das andere Objekt haben (wenn nicht beide Objekte in einem verbindenden „Medium“ sich befinden).
Lokal realistische physikalische Theorien wären zum Beispiel die klassische Mechanik, die Elektrodynamik, die allgemeine Relativitätstheorie.
Einstein meinte dazu:
Ohne lokalem Realismus sind (quasi -) geschlossene Systeme undenkbar. Es ist aber ziemlich undenkbar, dass das Universum nicht ein geschlossenes System darstellt.
In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es nun ein bahnbrechendes Experiment, das die „Nichtlokalität des Realismus“ bewies.

Niehammer: Das Experiment der Physiker Alain Aspect, Jean Dalibard und Gérard Roger vom Institut für theoretische und angewandte Optik in Paris, das in den Gedanken zum Buch Joseph angeführt ist?
Wolfgang Wallner-F.:
Dieses und folgende Experimente auch anderer Quantenphysiker.
Sie bewiesen damit, dass
es entweder eine Kommunikation zwischen getrennten Objekten gibt, sowohl in die Zukunft wie auch in die Vergangenheit und diese in Überlichtgeschwindigkeit, oder dass die Welt ist nicht in separierbare Einzelheiten teilbar ist.

Niehammer: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Teilchen. Ein Teilchen verändert seine Eigenschaft und ein anderes, dass sich in so einer Entfernung befindet, dass es eine Kommunikation in Überlichtgeschwindigkeit geben müsse, reagiert sofort. Das sagt das Experiment.
Wolfgang Wallner-F.: Ja.
Genauer gesagt, es waren Teilchen, die von den Physikern „geteilt“ wurden und dann der Spin, eine Eigenschaft dieses Teilchen, geändert wurde.
Das andere Teilchen nahm sofort eine entsprechende Eigenschaft an, die den Gesamtzustand der beiden Teilchen wieder zum vorherigen, ursprünglichen Zustand gleich machte.
So etwa, wie wenn wir zwei Stangen hätten, beide mit je einem Meter Länge. Wir schneiden von einer Stange einen halben Meter ab und die andere Stange wächst sofort auf eineinhalb Meter. Zusammen bleiben sie zwei Meter. Ganz so spektakulär ist der Quantenversuch natürlich nicht. Aber grundsätzlich war das schon das Ergebnis.

Niehammer: Das Nachwort zum Buch „Joseph-Der Weg zum Graal“ spekuliert nicht mit einer Kommunikation in Überlichtgeschwindigkeit. Warum?
Wolfgang Wallner-F.: Da gibt es Undeutlichkeiten.
Grundsätzlich handelt es sich um die Übermittlung einer Information über einen Zustand. Oder besser gesagt, das zweite Teilchen „weiß“ ganz einfach über den Zustand des ersten Teilchens Bescheid.
Würde hier eine Kommunikation stattfinden, bräuchte es dazu die Energie des gesamten Universums, also unendliche Energie.
Kein schlechter Gedanke, denn, wie ich auch zu erklären versuchen will, hängt an dieser Information tatsächlich das ganze Universum.
Aber zunächst bleibe ich bei der These, es gibt keine reale Trennung. Es wird sich vielleicht im Laufe des Gespräches von selbst zeigen, dass hier kein Unterschied besteht.

Niehammer: Ist eine Methode denkbar, diese „Nichttrennung“ zu beweisen?
Wolfgang Wallner-F.: Nochmals, der unmittelbare und jederzeitige Zusammenhang in einer unbekannte Weise ist hinlänglich bewiesen.

Niehammer: Und was bedeutet das für das „tägliche Leben“?
Wolfgang Wallner-F.: Man sollte sich vergegenwärtigen, wie das Universum entstand.
Das derzeit bevorzugte Modell ist das des Urknalls, des „Big Bang“.
Seitdem weitet sich das Universum aus.
Wenn die Urknalltheorie annähernd der Realität entspricht, entstand das Universum aus Etwas, was keine Ausdehnungen hatte. Damit aber auch keine Zeit, denn ohne Raum gibt es Zeit nicht.
Aus diesem Grund ist es auch ziemlich verwirrend, wenn man fragt, was vor dem Urknall war.
Ein Vorher gab es nicht. Zeit entstand erst mit dem Raum.

Hier taucht wieder die Frage nach dem „lokalen Realismus“ Einsteins auf, denn dieses Etwas war mit ziemlicher Sicherheit ein geschlossenes System. Da kam nichts dazu und nichts weg. Woher auch, wenn wir keinen Gott bemühen wollen?
Wenn nun im Moment des Urknalls das Universum keine Ausdehnungen hatte, war Alles in diesem „Etwas“ enthalten.
Aber es kam zu einer Änderung.
Materie entstand. Wahrscheinlich aus Energie.
Wichtig ist, es entstand aus etwas Anderem.

Das bedeutet aber unbedingt: Seit damals kommt es zu Teilungen! Und seit damals sind alle Erscheinungen des Universums gemäß der vorher gesagten „Nichtlokalität“ der Quantenmechanik, der Quantenverschränkung also, ebenso unmittelbar miteinander verbunden, wie die Teilchen, die Aspect schaffte.
Selbstverständlich können wir die Auswirkungen der Veränderung eines Teilchens nicht nachprüfen. Wir wissen einfach nicht, wo sich das Teilchen befindet, mit dem das zu beobachtende Teilchen zuletzt eins war, und so weiter bis zum Urknall.
Aber es ist nicht nur die Verbundenheit, die die Quantenphysik beweist!

Niehammer: Es ist auch die Gesamtheit der Eigenschaften, die gleich bleibt?
Wolfgang Wallner-F.: Ja. Wäre es möglich, die Gesamtheit der Zustände von außerhalb des Universums zu beobachten, würde kein Unterschied auffallen.
Diese Beobachtung ist aber unmöglich. Denn wo eine Erscheinung des Universums ist, also ich als Beobachter bin, ist notwendigerweise das Universum selbst. Ich bin davon nicht zu trennen.
Und zusätzlich noch eine weitere Unmöglichkeit: Außerhalb des Universums kann man dieses natürlich auch deshalb nicht sehen, da das Licht nur bis zur Grenze gelangt.
Was folgt aber daraus, dass der Gesamtzustand, die Summe aller beobachtbaren und auch verdeckten Eigenschaften gleich bleibt?

Niehammer: Interessante Perspektive.
Ist die Verbindung der Teilchen schon verblüffend. Was folgt aus dem Gleichbleiben des Gesamtzustandes?
Wolfgang Wallner-F.: Wenn von außerhalb keine Änderung festzustellen ist, wäre von dort dasselbe zu beobachten, wie wenn der Urknall gar nicht stattfand.
Nichts also!

Niehammer: Es gäbe uns also gar nicht, wenn eine Beobachtung von dort möglich wäre?
Wolfgang Wallner-F.: Es gäbe uns nicht!
Aber das ist unlogisch. Wir wissen doch, oder glauben zu wissen, dass wir sind. Trotzdem ist diese Konsequenz des Nichtseins meiner Ansicht nach zwingend.
Da kann eine Analogie zur Quantenphysik weiterhelfen. Die Dualität von Photonen: Welle und Teilchen. Über die verblüffenden Erscheinungen der Dualität und auch des Doppelspaltversuchs kann man sich selbst und auch leicht verständlich informieren, zum Beispiel im Internet. Deshalb gehe ich da nicht näher darauf ein.
Also zunächst sind wir vielleicht eine Möglichkeit und Existenz.

Niehammer: Ist da nicht ein Fehler im Denken? Demnach müsste ja auch ich in meiner Existenz eine Grenze der Ausdehnung des Universums sein. Warum sehe ich dann nur das, was wir Realität nennen?
Wolfgang Wallner-F.: Fehler?
Natürlich kann das ein Fehler im Denken sein.
Aber warum ich mich als Realität sehe, kann ich vielleicht erklären.
Das Universum teilt sich seit dem Urknall auf. Vielleicht kann man sich das ähnlich einer Zellteilung anschaulich machen. Die Urzelle teilt sich in zwei Zellen. Aus jeder dieser zwei Zellen entstehen wieder Zellen und so weiter.
Nun lebe ich auf einem „Ereignisstrahl“ dieses Urknalls.
Und auf diesem Ereignisstrahl bin ich ein Ergebnis der Evolution des Lebens. Die Evolution zum Leben Wolfgang Wallner-F. stattet mich mit Fähigkeiten, Sinnen aus, die die Wahrnehmung für mich überlebenswichtiger Erscheinungen ermöglicht.
Ich kann bis zu einem gewissen Grad sehen, riechen, schmecken, tasten, was weiß ich was noch.
Ich habe aber zum Beispiel keine Antennen, keine Sinne, um eine Echolotung durchzuführen, wie sie für die Fledermaus wichtig ist.
Das bedeutet nicht, dass es keine Echolotung gibt. Und es bedeutet auch nicht, dass der Urknall grundsätzlich nicht wahrnehmbar wäre.
Für mich jetzt nicht.
Und da spielt nicht nur die Evolution eine Rolle, sondern sicher auch die individuelle Erziehung und Erfahrung. Was ich nicht benötige um zu überleben, werde ich nicht schulen und darauf werde ich auch nicht von meinen Eltern hingewiesen.
Ich kann also nur das wahrnehmen, was sich auf meinem „Ereignisstrahl“ befindet und nur soweit es für mein Leben wichtig ist.

Niehammer: Nochmals auf die Existenz und gleichzeitige Nichtexistenz zurückkommen. Wie kann ich das verstehen? Ich kann verstehen, dass eine Beobachtung von außerhalb des Universums rein philosophisch ein „Nichts“ zeigen würde. Was bedeutet das aber für uns, die wir doch innerhalb des Universums „gefangen“ sind?
Wolfgang Wallner-F.: Es gibt dazu, ebenfalls meiner Ansicht nach, eine Wichtigkeit.
Wenn im Moment des Urknalls etwas geschaffen wurde, müssen unbedingt alle denkbaren Möglichkeiten erschaffen worden sein. Ob sie wahrnehmbare Realität sind, oder nicht. Alles Denkbare muss in der Möglichkeit vorhanden sein. Es ist ja ein geschlossenes System. Woher sollte es sonst kommen?
Da kann nichts dazu kommen und nichts verloren werden. Nur gewandelt wird.
Wir können nicht wirklich annehmen, unser „Bewusstsein“, unser Denk- oder Vorstellungsvermögen wäre größer als das Universum!
Wenn aber alles existent ist, muss es auch die Nichtexistenz sein!
Wenn eine Richtung der Möglichkeiten verwirklicht wurde, muss es auch alle Gegenteile, beziehungsweise alle Segmente auf dem Kreis, oder der Kugel (in allen denkbaren Dimensionen) der Möglichkeiten geben.
Aus diesem Grund ist wahrscheinlich auch nur ein geringer Anteil von Antimaterie feststellbar. Obwohl sie vorhanden sein müsste. Sie ist es auch nach diesem Denkmodell.

Niehammer: Das ist das „Aleph“, in dem sich Joseph, der Held des Buches „Joseph-Der Weg zum Graal“ befindet?
Wolfgang Wallner-F.: Das ist der Punkt, an dem er seinen Ereignisstrahl ändern kann, sein Schicksal. Das ist der Punkt, zu dem Meditationen führen können.
Aber auch wenn Joseph die Veränderung glückt, bedeutet das nicht, dass sein bisheriger Ereignisstrahl verschwindet.
Er existiert weiter.
Es ist nur sein Bewusstsein, das einen anderen auswählt.

Niehammer: Viele-Welten-Theorie? Ist dort Schrödingers Katze?
Wolfgang Wallner-F.: Ich bin nicht der Ansicht, dass mit jedem Quantenereignis, mit jeder Entscheidung, eine „neue“ Welt ENTSTEHT, die unzugänglich ist.
Ich bin der Ansicht, diese „Viele-Welten“ EXISTIEREN ohnehin. Was aus dem vorher Gesagten auch hervorgeht. Es ist nur unser Bewusstsein, unsere Geschichte, was die Realität, unsere bevorzugte Realität hervorruft.

Niehammer: Nochmals zu Josephs „Aleph“. Warum könnte man dort Veränderungen bewerkstelligen?
Wolfgang Wallner-F.: Das ist einmal eine Theorie.
Wir könnten unser Schicksal dort verändern, wenn wir einen anderen Weg einschlagen. Sozusagen auf einen anderen Ereignisstrahl wechseln.
Theoretisch wäre das von jeder „Weggabelung“ möglich, die uns zu Entscheidungen führte, die wir nun ändern wollen.
Wie wir tatsächlich ins „Aleph“ gelangen können, ist eine andere Frage.
Joseph kann sie vielleicht mit Hilfe seines Weibes beantworten.

Wenn ich, gemäß der Quantenphysik ein „Teilchen“ dieses Universums bin, ist jedes andere „Teilchen“ eben mit mir untrennbar verbunden. Jede andere Erscheinung ist also genauso „ICH“ wie die Teile, die ich an meinem Körper feststelle.
Damit bin ich aber auch für alle anderen Teile, alle anderen Erscheinungen des Universums „verantwortlich“! Da ich Bewusstsein darüber habe, meine Möglichkeiten des Bewusstseins.
Die „Aufklärung“ ist ja noch nicht vorbei. Die Quantenphysik und ihre Auswirkungen gehören ebenso dazu!
Haben die Menschen das einmal gespeichert, wie sie die Moral der Religionen speicherten, wird eine „Ausbeutung“ des Universums, eine Ungleichbehandlung einfach undenkbar werden.

Niehammer Und wenn nicht?
Wolfgang Wallner-F.: Wenn nicht, dann wird der westlich zivilisierte Mensch zweifellos aussterben oder überrannt werden. Wird aber keinen grundsätzlichen Unterschied darstellen.
Das Bewusstsein schafft die Realität!
Das Bewusstsein ist für die Realität verantwortlich.
Wenn es nicht des Menschen Bewusstsein ist, dann ein anderes.
Auf „unserem“ Ereignisstrahl vielleicht sogar!

Niehammer: Wird damit nicht alles auch egal und beliebig? Auch unsere Verantwortung?
Wolfgang Wallner-F.: Das wird es zweifellos.
Aber hängen wir nicht alle an unserem Leben? Und damit an unserem Ereignisstrahl?
Kommt nicht oft ein Vogel nur deshalb nicht aus seinem Käfig, da er es so gewohnt ist? Da Gewohntes Sicherheit bietet?
Letztlich bin ich es, der für mich die Realität schafft.
Und ich will eine Realität, in der ich mich wohl fühlen kann.
Ob ich es will oder nicht, es gibt diese Realität, da sie eine denkbare Möglichkeit ist und alle Möglichkeiten existent sein müssen. Ich muss sie wählen, was sicher schwierig ist.

Niehammer:
Kann ein „Glauben“ helfen?
Wolfgang Wallner-F.: Darauf wollte ich hinaus.
Wenn ich nicht an das vorher angedeutetes Weltbild glaube, werde ich sicher nicht in dieser Richtung tätig werden wollen.
Der Glaube schaffte notwendige Götter.
Diese Götter sind in unserem Bewusstsein vorhanden, wir selbst sind sie. Wir schufen sie, um unser Überleben zu ermöglichen. Ein evolutionärer Vorteil!
Denn eigentlich gibt es außerhalb unseres Bewusstseins nichts.
Nur ist unser Bewusstsein unbegrenzt.
Damit komme ich auf C.G. Jung zurück, der das „Kollektive Unbewusste“ als das gesamte Universum definierte. Praktisch unzugänglich. Aber theoretisch nicht!

Niehammer: Nichts außerhalb unseres Bewusstseins?
Wolfgang Wallner-F.: Es ist nichts beweisbar.
Es scheint so zu sein, dass alle Wahrnehmungen einer Welt „außerhalb“ unseres Selbst auf physikalischen Reizen beruhen.
Eine Abbildung der Welt, die wir „außerhalb“ unseres Selbst vermuten, geschieht eindeutig in unserem Gehirn, ist sonst nirgends für uns zu bemerken. Durch die Quantenphysik und meinen erwähnten Gedanken, Interpretationen und Auswirkungen dazu, wird die Grenze meines Selbst gedehnt. Bis zur Grenze des Universums.
Was kann da außerhalb sein?
George Berkeley, ein zu Unrecht wenig gelesener Philosoph meinte: „Esse est  percipi; Sein ist wahrgenommen werden“ und letztendlich, meint Berkeley, wäre es Gott, der das „Sein“, die Existenz des Universums garantiere.
E
s ist eindeutig unsere Psyche, die über die Wichtigkeit und Unwichtigkeit aller Wahrnehmungen entscheidet. Die Psyche jedes Einzelnen erschafft in jedem Augenblick das Universum.
Ist die Annahme eines Gottes notwendig?
Ockhams Rasiermesser?
Ich denke, fürs Erste sollten wir das Gespräch hier beenden.

Ich habe für den interessierten Leser auf der Internetseite http://joseph.wolfgangwallnerf.com unter dem Link „Gedanken zum Buch“ noch einigermaßen ausführlich die Hintergründe des Buches „Joseph – Der Weg zum Graal“ beleuchtet. Das sind die physikalischen und philosophischen Möglichkeiten, die die Reise Josephs ermöglichten.
Davon ist in der Handlung wenig zu lesen, eher im Nachwort.
Aber wichtig für die Änderungen des Ereignisstrahls, die im Buch geschehen, ist nicht nur die physikalische Möglichkeit, die Joseph ergreift, sondern die Demut vor der Einheit, die die Figur „das Weib“, Maria im Buch zeigt.
Die Erkenntnis alleine bewirkt gar nichts, höchstens eine schädliche Überheblichkeit. Diese Demut ist natürlich keinesfalls an irgendwelche vermutete weibliche Eigenschaften gebunden.
Demut und nicht Überheblichkeit, das waren ja auch wichtige Aussagen Wolfram von Eschenbachs in seinem „Parzival“, also seiner Qualifikation zum Gral.
Die Zeit der „Machbarkeit aller Dinge“ ist eindeutig vorbei!

„Joseph-Der Weg zum Graal“
von Wolfgang Wallner-F., jbl-literaturverlag,
ISBN-10: 3902159278
ISBN-13: 978-3902159274
http://joseph.wolfgangwallnerf.com

 

 

 

 

 

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